Badkultur ist Lebenskultur – nach dieser Maxime haben sich private Bäder in den letzten Jahren als wohnliche Wohlfühlzonen etabliert. Der pflichtbewusste Vollzug der Körperhygiene in der dunklen Nasszelle ist längst passé – mit den neuen Wasser- und Entspannungsrefugien sind Wellness und Entschleunigung zu privaten Alltagsritualen geworden, deren tägliches Zelebrieren einen zentralen Ort innerhalb des Hauses verlangt. Die Konzeption solcher Badzonen stellt Architekten immer noch vor besondere Herausforderungen: Gestalterisch anspruchsvolle Badvisionen lassen sich nur abseits der gängigen Standardlösungen realisieren. Statt einer Abfolge an Zimmern muss die Planung ein übergreifendes Raumkonzept entwickeln, das die Grenzen zwischen den einzelnen Bereichen und ihren Nutzungen neu auslotet und sie sinnvoll als Einheit zusammenfasst. Die Badewanne mitten im Wohnzimmer – auch dies hat sich in den letzten Jahren deutlich gezeigt – ist keine Lösung des Problems. So konzentriert sich der architektonische Anspruch verstärkt auf die Verschränkung von Schlafzimmer und Bad. Beide Bereiche sind intime Orte der Ruhe und Entspannung – insofern macht es Sinn, sie zu einer räumlichen Einheit mit differenzierten Zonen je nach Nutzung zu verbinden. Nicht nur die anspruchsvolle Haustechnik und Belüftung, auch die Lichtführung, die Materialien und nicht zuletzt die Raumorganisation müssen in ein architektonisches Gesamtkonzept überführt werden, das sich zur Offenheit bekennt und doch die Privatsphäre wahrt.
Wie sinnlich diese Verschränkung von Bad- und Schlafbereich ausfallen kann, zeigt der japanische Architekt Kengo Kuma: Durch gläserne Wandflächen fällt viel Tageslicht bis in das Bad des einheitlichen, fließenden Raums. Die optische Verbindung bei gleichzeitiger Trennung der Raumklimata war ein zentraler Entwurfsgedanke des Münchner Architekten Thomas Unterlandstättne. Der Schweizer André Treina wiederum nutzte die Aussicht auf das Alpenpanorama für einen raffinierten Entwurf, in dem Schlafzimmer, Wellnessbereich und Ankleide durch geschickte Raumorganisation verbunden sind. Dass selbst auf kleinerem Raum Privatsphäre und Offenheit möglich sind, zeigt Ben van Berkel: Der Ausblick auf die Skyline von Manhattan bewog ihn dazu, das Bad mit einer flexiblen Holzwand als Trennelement auszustatten und bei Bedarf zum Schlafzimmer und Fenster zu öffnen.
Vier Beispiele, die zeigen, wie die Verbindung zwischen Bad und Schlafzimmer – wenn sie denn architektonisch bewältigt wurde – ganz deutlich deutlich den Wohnwert beider Räume zu steigern vermag.
Text: Sandra Hofmeister