Seit zehn Jahren gilt Stefan Diez als einer der wichtigsten Gestalter Deutschlands. Im Gespräch verrät er, wer seine eigenen Vorbilder sind.
Welche deutschen Designer haben Sie beeinflusst?
Mein Lehrer Richard Sapper, bei dem ich an der Akademie in Stuttgart studiert habe, hat mich maßgeblich geprägt. Ich finde die Rhetorik seiner Entwürfe heute noch verführerisch und verständlich. Es ist mir klar, dass Sapper im Ausland als deutscher Funktionalist gilt. Wenn er eine Kaffeekanne entwickelte, musste sie erst mal auf neue Weise funktionieren. Für mich persönlich spielt der deutsche Funktionalismus aber keine Rolle. Mein Anspruch ist eine gewisse Virtuosität, die sich in den Entwürfen wiederfinden muss. Ich finde es zu engstirnig, sich nur auf das Formale, das Technische oder das Material zu konzentrieren. Es geht mir darum, das ganze Repertoire, das uns zur Verfügung steht, zu bedienen. Das Fantastische an unserer Zeit ist doch, dass es kein tradiertes Korsett mehr gibt, das uns Designer in diesen Punkten einschränkt!
Dieter Rams hat das deutsche Design maßgeblich geprägt. Warum gibt es heute keinen ähnlichen Leuchtturm mehr?
Rams war Chefdesigner bei Braun, einer großen deutschen Firma. Doch ich glaube, die Rolle von Designern hat sich insgesamt stark geändert. Der Zusammenschluss einer starken Unternehmer- und einer starken Designerpersönlichkeit, die gemeinsam das Design über Dekaden hinweg prägen – das gibt es heute kaum noch. Designer in Deutschland haben sich immer damit beschäftigt, was handwerklich möglich ist, aber vor allem auch damit, was maschinell möglich ist. Doch viele Produkte des Alltags, insbesondere im Elektronikbereich, werden heute in Asien handgefertigt. Die deutsche Antwort auf die Globalisierung und steigende Löhne waren stets bessere Maschinen. Nun werden diese Maschinen in die ganze Welt verkauft. Was jetzt in den Fokus rückt, sind die Menschen, welche die Maschinen bedienen. Ihr Know-how und vor allem ihre Motivation sind heute für die Qualität und die Modernität der
Produkte entscheidend.
Welche Konsequenzen hat die Globalisierung für das deutsche Design?
Mit der Öffnung der Märkte mussten Firmen ihre Produkte günstiger und an einen größeren Markt verkaufen. Das hat sie in eine angreifbare Position gebracht, besonders als vor etwa 15 Jahren die Märkte in Asien verfügbar wurden. Heute gibt es insgesamt deutlich weniger deutsche Produkte für den alltäglichen Bedarf als früher. Die Markenvielfalt, die noch vor 20 Jahren existierte, ist verschwunden. Klar, arbeiten wir internationaler, und es gibt genug zu tun. Meine Befürchtung ist aber, dass die Qualität und der Experimentiergeist angesichts des hohen wirtschaftlichen Drucks auf der Strecke bleiben.
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Interview: Sandra Hofmeister