Kopenhagen stellt die Weichen für seine zukünftige urbane Lebensqualität
Insgesamt 1,2 Millionen km Distanz legen Radfahrer pro Tag in Kopenhagen zurück – etwa dieselbe Streckenlänge wie zum Mond und wieder zurück. Schon seit Jahren räumt die Stadtverwaltung der dänischen Metropole Radlern klare Prioritäten in der Verkehrspolitik ein. Ihre Sicherheit wurde deutlich verbessert und das Unfallrisiko reduziert. Entlang der Radwege sind Servicestationen mit Luftpumpen eingerichtet und die Ampeln der großen Straßenachsen sind zu den Hauptverkehrszeiten auf Grüne Welle für Radfahrer geschaltet. »Der moderne Mensch will keine Zeit im ´Stau verlieren«, weiß der Kopenhagener Oberbürgermeister Frank Jensen – und er ist ebenfalls oft mit dem Fahrrad unterwegs.
Radfahren gehört in Kopenhagen mit zum Lebensgefühl. Zur Rushhour auf der Nørrebrogade treten am späten Nachmittag Jung und Alt in die Pedale. Mit bunten Helmen, die Aktentasche geschultert oder die Einkaufstaschen am Lenker baumelnd, fahren sie dem Feierabend entgegen. Etwa 35 % der Kopenhagener fahren täglich mit dem Fahrrad zu ihrem Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Der Autoverkehr wird an vielen Kreuzungen nebensächlich, stattdessen versammeln sich vor den roten Ampeln Trauben an Radfahrern. Sie ziehen wie eine lautlose Karawane durch die Stadt, die sich aus eigener Körperkraft bewegt.
Weniger Lärm und weniger Umweltverschmutzung, dafür aber eine bessere Gesundheit: Die Politik hat die Vorteile des Radfahrens für die urbane Lebensqualität am Øresund längst erkannt und zu einer starken Marke gemacht, die sie weiter ausbaut. Die Vision einer grünen Metropole, die sich durch hervorragende Umweltwerte und einen hohen, nachhaltigen Lebensstandard auszeichnet, ist eng verknüpft mit der Idee Kopenhagens als Cycling City. Seit einigen Jahren schon geraten bei diesem Konzept mehr und mehr die Pendler ins Visier der Planung. Um sie auch auf längeren Strecken zum Umsteigen vom Auto auf das Rad zu motivieren, eröffnet im April der erste Super Highway für Radfahrer. Die rund 18 km lange Pilotstrecke soll die westliche Vorortsgemeinde Albertslund mit dem Stadtzentrum verbinden. Sie wird mit speziellem Asphalt gebaut, breiter als gewöhnliche Radwege sein, nur wenige Ampeln haben und ist außerdem nachts beleuchtet. Insgesamt 26 solcher Highways mit 300 km Strecke sind in der Region um Kopenhagen geplant, um die umliegenden Wohngebiete der Hauptstadt mit dem Zentrum zu verbinden und eine neue Ära der Verkehrsplanung einzuläuten. Schon 2015 sollen etwa 50 % aller Pendler mit dem Rad zum Arbeits- und Ausbildungsplatz fahren. Dem entspricht die beachtliche Reduktion des CO 2-Ausstoßes um 6.074 t im Jahr.
Text: Sandra Hofmeister