Auf dem Schedlberg: Interview mit Peter Haimerl
Peter Haimerls Leidenschaft sind alte Häuser. Der Münchner Architekt ergreift gerne Eigeninitiative, um sie vor dem Abriss zu bewahren. Viele seiner Projekte sind Rettungsaktionen einer aussterbenden Bautradition.
Inwiefern dabei die politischen Verhältnisse wichtig sind, erläutert der Architekt im Gespräch.
Die Sanierung des Austragshauses am Schedlberg ist fertiggestellt, Du hast dieses Projekt in
Eigeninitiative vorangetrieben. Wie kommt es zu deinem Engagement für eine abgelegene verfallene Bauruine?
Ich habe beobachtet, dass seit meiner Kindheit fast alle schönen alten Häuser im Bayerischen Wald verschwinden. Mit diesen Häusern stirbt eine jahrhundertealte Bautradition und mit ihr die Aura der
gesamten Region. So geht außerdem das Gespürr für Bauqualität, für Raum und Ort verloren. Anfangs
dachte ich, ich könnte die Leute gemeinsam mit Kollegen animieren, ihre Häuser wieder herzurichten.
Das war jedoch ein Trugschluss. Die einzige Chance ist meiner Erfahrung nach, es selbst zu machen. Selbst zu kaufen und selbst zu sanieren.
Ein Projekt wie dieses selbst zu schultern, muss ein Abenteuer sein...
Stimmt, deswegen hat es auch so viele Jahre gedauert. Gleichzeitig jedoch hatte ich viele Freiheiten. Ich
konnte Ansätze entwickeln, die ansonsten kaum möglich gewesen wären.
Das Haus war seit 1963 unbewohnt. Wie ist es zum Umbau gekommen?
Auf Nachfrage habe ich vom Landesamt für Denkmalpflege eine Liste mit Häusern im Bayerischen
Wald erhalten, die zum Verkauf stehen, sich für den Umbau eignen und bereits zum Abriss freigegeben waren. Das alte Blockhaus am Schedlberg hat es mir sofort angetan: Der Ort am Waldrand ist wunderschön! Aber der Eigentümer des Austragshauses – es ist der Bauer des benachbarten Hofs – wollte die Ruine nicht verkaufen. Im Bayerischen Wald sind die Leute dazu nicht bereit, weil sie keinen Fremden auf ihrem Grundstück dulden. Letztlich haben wir uns geeinigt, dass ich das Austragshaus saniere und für
30 Jahre nutzen darf. Danach geht es wieder zurück an seinen Eigentümer.
Wie sehen der Finanzplan und das Nutzungskonzept für die Sanierung der maroden Bausubstanz aus?
Ich wollte mich anfangs mit anderen Architekten und Menschen, die das gleiche Interesse haben, nämlich
Häuser zu retten, zusammenschließen. Ziel der neu gegründeten Firma Hauspaten Bayerwald war, mehrere
Objekte gemeinsam zu erwerben, sie zu sanieren und gemeinsam zu nutzen. Leider hat sich aber herausgestellt, dass das Engagement generell nachlässt, wenn der Aufwand hoch ist und wenig Profit abfällt. Deshalb musste ich mein Konzept ändern. Das Haus am Schedlberg soll abseits vom Massentourismus wie ein temporäres Kunstwerk vermietet werden, sei es zum kurzzeitigen Wohnen oder längerfristig als Rückzugsort. Außerdem möchte ich dort die Schedlberg-Akademie ins Leben rufen – einen Ort für den Gedankenaustausch zwischen verschiedenen Disziplinen, auch zwischen Architekten
und Bauherren.
Interview: Sandra Hofmeister
Das ausführliche Interview ist auf Deutsch und Englisch in der Detail 10/2018 erschienen.