Zuerst Los Angeles, dann Berlin und Beijing: Der Name Graft steht für ein Architekturbüro, das von drei Kontinenten aus weltweit operiert. Mit Anschubhilfe aus Hollywood hat sich das Gründer-Trio auch in Deutschland einen Namen gemacht – und mit so manchen Konventionen und Klischees gebrochen.
Es gibt Ecken in Berlin, an denen die Zeit anscheinend spurlos vorbeigegangen ist. Die Heidestraße, nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof und vom Mauerstreifen entfernt, ist so ein Winkel: Lagerhallen und Baracken säumen den Asphalt. Automechaniker stapeln Gebrauchtreifen am Straßenrand und Speditionen nutzen die brach liegenden Flächen als Parkplatz. Kaum zu glauben, dass sich ausgerechnet hier ein Kreativteam angesiedelt hat, dem der Ruf von Star-Architekten vorauseilt. Auf den langen Tischreihen in der obersten Etage des alten Gewerbebaus, Hausnummer 50, stapeln sich Bücher und Zeitschriften, dazwischen ragen Computerbildschirme und Modelle hervor. Etwa 50 Berliner Grafts arbeiten hier – eine große Familie junger Gestalter, die konzentriert am Schreibtisch sitzt. „Die Jungs sind gleich da“, sagt einer von Ihnen in Jeans und bedrucktem T-Shirt, der sich als Max vorstellt...
Text: Sandra Hofmeister