Anna Heringer
Mit Anna Heringer einen Termin zu vereinbaren ist nicht einfach. Letzte Woche war sie noch in Bangladesh, demnächst muss sie nach Uruguay, dazwischen verbringt sie ein paar Tage zu Hause in Salzburg. Dort holt mich die junge Architektin am Bahnsteig ab, eine bunte Strickmütze auf dem Kopf, voller Energie und Tatendrang. „Bald kann ich nicht mehr so viel reisen“, sagt sie später im Cafehaus. In wenigen Monaten ist der Geburtstermin ihres Kindes. Doch davor will sie noch am Massachusetts Institute of Technology einen Vortrag halten.
Der Lebenslauf von Anna Heringer ist ungewöhnlich – ihr Selbstverständnis als Architektin ebenfalls. Seit sie gemeinsam mit Eike Roswag und mehreren Partnern vor Ort die Meti-Schule „handmade“ in Rudrapur gebaut hat – ein großes Gebäude aus Lehm- und Bambus in einem kleinen Dort in Bangladesh –, ist sie mit Preisen überhäuft worden. Zum Beispiel dem Aga Khan Award 2007 oder dem der AR Emerging Architecture Award 2006 und 2008. „Ich wollte schon immer Engwicklungsarbeit mit Architektur zusammenbringen“, sagt Anna Heringer. Dem Bau der Schule hatte sie sich schon in ihrer Architektur-Diplomarbeit gewidmet. Unmittelbar nach dem Studium, mit 27 Jahren, konnte sie dieses Projekt für die Nichtregierungsorganisation Dipshikha realisieren. Doch angefangen hat alles viel früher, gleich nach dem Abitur in einem kleinen Ort an der Bayerisch-österreichischen Grenze. Ohne genaue Vorstellungen ist Anna Heringer damals ein Flugzeug nach Bangladesh gestiegen. „Ich war völlig naiv. Ich hatte meine Gitarre mit dabei, aber sonst wusste ich nicht, was mich erwartet“, meint sie im Rückblick und lacht....
Text: Sandra Hofmeister