Monumente des Wissens

Seit Jahrhunderten hüten Bibliotheksgebäude das schriftlich festgehaltene Wissen der Menschheit. Eine Ausstellung des Architekturmuseums in der Pinakothek der Moderne in München widmet sich nun der Geschichte dieses Bautyps.

Im digitalen Zeitalter erobern Texte den virtuellen Raum als E-Books, auf Online-Seiten oder in grossen Datenbanken. Die Leser werden so zu gewieften Usern, welche im Internet stöbern, elektronische Lexika konsultieren und Texte downloaden. Die ubiquitären Möglichkeiten eines Zugriffs auf die Datenwelt scheinen sogar den physischen Besitz von Büchern überflüssig zu machen. Trotzdem hat die Digitalisierung nicht zum Ende des Buches und zu verlassenen Bibliotheken geführt. Stattdessen zählt der Buchmarkt der letzten Jahre so viele Neuerscheinungen wie nie zuvor. Auch im Hochsommer sind die Lesesäle grosser Bibliotheken gut besucht, und binnen zweier Jahrzehnte wurden so viele neue Bibliotheksgebäude wie noch nie gebaut, die nun aber auch neue Nutzungsarten ermöglichen. So versteht sich Toyo Itos gläserne Mediathek im japanischen Sendai nicht als introvertiertes Bücherhaus mit abgeschirmten Lesestuben, sondern als offener Kommunikationsraum.

Lesestube und Kommunikationsraum
Monumente der Wissenswahrung sind solche hybriden Multifunktionsgebäude, zu denen auch das Rolex Learning Center von Sanaa in Lausanne zählt, allemal. Sie organisieren Foren und Treffpunkte auf freien Flächen, die verschiedene Medien und Disziplinen in fliessenden Räumen vernetzen. Verweil- und Leseinseln mit digitalen Zugängen bestimmen das Innenleben dieser gebauten Datenspeicher, die die Leser längst als Kunden empfangen. Es versteht sich von selbst, dass diesen Kunden ein breites Angebot zum Konsumieren zur Verfügung steht, das über die reine Wissensvermittlung hinausgeht und dann und wann einem One-Stop-Shop gleicht, der die Deckung vieler Bedürfnisse unter einem Dach vereint. Die Ausstellung «Die Weisheit baut sich ein Haus» im Architekturmuseum der Münchner Pinakothek der Moderne endet bei dieser grundsätzlich neuen Ausrichtung von Bibliotheksgebäuden. Zuvor aber deckt die Kooperation des Architekturmuseums der Technischen Universität München mit der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, welche in Einsiedeln in einem Bibliotheksgebäude von Mario Botta untergebracht ist, die Wurzeln historischer und zeitgenössischer Bautypologien auf. Sie beleuchtet die wechselnden räumlichen Strukturen, welche das Wissen seit der Antike ordnen. Und sie zieht einen grossen Bogen bis hin zur Utopie von Universalbibliotheken wie Iwan Leonidows Entwurf eines Lenin-Instituts oder Etienne-Louis Boullées Vision einer «Bibliothèque du roi», in deren Entwürfen sich die Welt als Buch abbildet....

Text: Sandra Hofmeister, Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG
Foto: Étienne-Louis Boullée, Entwurf für eine königliche Bibliothek, in: Mémoire Sur Les Moyens de procurer à la Bibliothèque du Roi les avantages que ce Monument exige, Paris, 1785

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