Endlich fertig?

Endlich fertig, und dann? Ein Kommentar zum Schloss und zum BER in Berlin


Ironie der Geschichte: In der Krisenzeit des Post-Lockdowns und eines milliardenschweren Finanzpakets der Bundesregierung wird der skandalumwitterte Großflughafen Berlins fertiggestellt. „Ein kleines Wunder“ kommentierte die taz die geplante Eröffnung des BER am 31. Oktober 2020. Die zuständige Baubehörde hat das neue Hauptterminal des Flughafenneubaus bereits freigegeben. Der Eröffnung steht nichts mehr im Weg. „Endlich!“, wäre bis vor kurzem die öffentliche Reaktion auf diese Meldung gewesen, samt der Erleichterung natürlich, dass es nun doch nach so vielen Jahren geschafft ist. Doch in Zeiten der Pandemie hat sich vieles grundlegend geändert – auch das Flugaufkommen und die Prognosen für den Flughafenbetrieb.  Etwa 5,5 Milliarden Euro haben die Eigentümer des Berliner Großflughafens bis heute ausgegeben. Eine Summe, die sich rechnen muss durch den Betrieb. Doch angesichts des drastischen Passagierrückgangs sind die Aussichten dazu düster. Die prognostizierten Kosten für den operativen Verlust sind erheblich gestiegen, eine deutliche Erholung des Flugverkehrs ist vorerst nicht absehbar. Wenn überhaupt, dann ist die Fertigstellung des BER also ein kleiner Etappenerfolg. Die große Endabrechnung allerdings wird noch kommen.

Schlossgeschichten
Nach 8 Jahren Bauzeit soll in Berlin auch das Schloss samt Humboldt Forum noch Ende 2020 in Teilen eröffnen. 2012 gaben die damaligen Minister für Bauen und Kultur sowie der amtierende Bürgermeister Wowereit den Start zum Neubau. Die Gesamtkosten von etwa 644 Millionen Euro trägt zu großen Teilen der Bund, das Land Berlin beteiligt sich mit 34 Millionen Euro.  Von Beginn an wurde die Architektur von Franco Stella, die Neubau und Rekonstruktion abdeckt, zu Recht scharf kritisiert. Ihre Geste jedoch macht angesichts der aktuellen Situation in der Hauptstadt umso ratloser. Denn Berlin muss nächstes Jahr den Weggang der Flick Collection aus dem Museum Hamburger Bahnhof verkraften. Der me Collectors Room von Thomas Olbricht wird schließen, und auch die Sammlerin Julia Stoschek hat angekündigt, ihre Medienkunst-Sammlung aus Berlin abzuziehen. Der Exodus der Kunst hat begonnen. Umso befremdlicher ist es, dass die deutsche Hauptstadt stattdessen mit Adler und Krone, Wappen und Kreuz an der originalgetreu rekonstruierten Barockfassade des Schlossneubaus ein seltsames Zeichen in der Kulturlandschaft setzt. Stellt sich die Frage: Wofür eigentlich, wenn nicht für die eigene Misere?

Hauptstadt macht ratlos
Vor 18 Jahren hat der Deutsche Bundestag den Bau des Stadtschlosses und Humboldt Forums beschlossen. Seitdem ist viel Zeit ins Land gestrichen, und zweifelsohne lassen sich Situationen wie die aktuelle Pandemie nicht vorhersehen. Dies gilt erst recht für den Flughafen BER. Trotzdem müssen die Bauherren beider Großprojekte unangenehme Fragen beantworten, die nicht nur die Architektur, sondern auch die Bauprozesse, die Finanzen und Nutzung betrifft. Als zukunftsweisend, soviel steht fest, können heute weder das Schloss noch der Flughafen gelten.

 

Text:Sandra Hofmeister

 

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