Im Rhythmus der Stadt

Nomad Hotel in Basel

Mit viel Gespür für die vorhandenen Strukturen entwickelten Buchner Bründler Architekten ein Konzept, das einem Basler Stadthaus aus den 50er-Jahren eine neue Identität gibt. Im rückgebauten Bestand und den nüchternen Ergänzungen aus Ortbeton begegnen sich Alt und Neu – sie sind zu einer Synthese zusammengeführt, die auch Hotelgäste überzeugt.

Früher stand im Brunngässlein Hausnummer 8 in der Innenstadt von Basel ein in die Jahre gekommenes, unscheinbares Apartmenthaus aus den 1950er-Jahren. Zwischen den umliegenden Büro- und Bankgebäuden viel es nicht weiter auf und wurde kaum wahrgenommen. Doch das hat sich geändert, heute bleiben Menschen vor der Fassade stehen, blicken nach oben, bewundern ihre klare rhythmische Struktur. Daniel Buchner und Andreas Bründler gaben dem siebengeschossigen Gebäude eine neue Identität, mit der es sich gegenüber seinen imposanten Nachbarn in dem Geschäftsdistrikt behaupten kann, ohne seine Herkunft zu verleugnen. Nur einen Steinwurf vom Kunstmuseum entfernt, entstand so das Nomad, ein Vier-Sterne-Hotel der Krafft- Gruppe. Seine Architektur tritt mit zurückhaltendem Understatement auf und gibt sich dennoch urban und mondän. Die Basler Architekten konzipierten den Rückbau einzelner Gebäudeteile sowie die baulichen Ergänzungen und das neue Hinterhaus als bedachtes Spiel zwischen dem Bestand und neu Hinzugefügtem. Die siebenjährige Planungs- und Bauphase des Projekts hatte es in sich: Das ursprüngliche Gebäude der Architekten Bräuning, Leu, Düring stand auf der Inventarliste schützenswerter Bauten. Der Umbau musste nicht nur die neue Nutzung, sondern auch komplexe statische Fragen, den Brandschutz, die Fluchtwege und die notwendige Erdbebenertüchtigung in Grossbasel berücksichtigen.

Mit geschultem Blick für die Qualitäten der vorhandenen Strukturen wurde die Betonfassade des Hauses behutsam mit Wasserstrahl von ihrem farbigen Anstrich befreit – wie sich herausstellte war dies der ursprüngliche Zustand. Die klaren Proportionen und der austarierte Rhythmus aus einzelnen, scharrierten Reliefzonen kommen nun wieder zur Geltung. Die ursprünglichen Holzfenster sind durch neue Aluminiumfenster ersetzt, die den rauen Sichtbetoncharakter der Aussenhülle stärken und ihn gleichzeitig in die Jetztzeit transferieren. Ein neues Attikageschoss mit grosszügiger Verglasung schliesst die Fassade wie eine silbrig schimmernde Krone nach oben hin ab. Das verglaste Erdgeschoss öffnet sich über die gesamte Gebäudelänge auf die enge platanengesäumte Gasse, im Sommer wird die grosse Fensterfläche geöffnet und der Barbereich geht in den Aussenraum über. Eine lange skulpturale Betontheke an der seitlichen Aussenwand in die Tiefe des grosszügigen Raums. Sie verbindet die Bar mit dem Restaurant und zieht den Blick von der Strassenseite in den rückwärtigen Bereich. Wände und Böden, Stützen und Säulen sind aus Ortbeton, ebenso die neue Deckenstruktur. Ihre Unterzüge und Tragelemente bilden feine Zäsuren und gliedern Raum in differenzierte Zonen, die mal höher und dann wieder flacher, heller oder dunkler ausfallen. Farbakzente wie die Türkis lackierte Barrückwand, die Möblierung und die textilen Akustikpaneele in einzelnen Deckenfeldern folgen der Logik eines durchgängigen Ausstattungskonzepts, das von den Züricher Innenarchitekten Grego entwickelt wurde und den Kontrast zu den Betonflächen sucht. Durch ein Oberlicht erhält der Restaurantbereich zusätzliches Tageslicht und im Sommer, wenn das grosse Dachfenster geöffnet ist, eine luftige Atmosphäre fast wie im Freien. Lamellen aus Chromstahl trennen die seitliche anschliessende Rezür die Eingänge zur Bar und etwas zuruükgesetzt zum Hotel. So sind beide Nutzungsbereiche voneinander getrennt, und die Rezeption erhält die notwendige Privatsphäre, um sich von den stark frequentierten Gastronomiezonen abzusetzen. Die Treppenhäuser und Aufzüge zu den Zimmern sind dezentral im Vorder- und Hinterhaus platziert. Das gesamte Gebäude besticht durch den vielfältigen und differenzierten Umgang mit Beton und seiner Oberfläche. Rissig und rau wie in der Hofdurchfahrt, lässt er seine Herkunft aus den 50er- Jahren erkennen. Dann wieder wirkt der Beton weich und samtig, er wölbt sich zu sorgfältig geplanten Nischen oder skulpturalen Bänken und formt feine Zäsuren, mit denen sich die Bodenflächen von den Wänden absetzen wie in den Treppenhäusern und Gängen. Als Pendant zum Beton begegnen den Gästen im gesamten Haus geölte Eichenflächen, beispielsweise in den raumhohen klinkenlosen Türen, die im Erdgeschoss weiche Übergänge zwischen einzelnen Nutzungen bilden. Auch die Bibliothek im ersten Stock, die sich mit grossen Fenstern auf den neuen, begrünten Aussenraum zwischen Vorder- und Hinterhaus orientiert, ist rundherum mit Eiche ausgekleidet und lädt in einer hellen und zeitgenössischen Atmosphäre zum Verweilen ein. Im Vorderhaus werden die Hotelzimmer durch einen Mittelgang erschlossen. Hier haben die Architekten den Grundriss der früheren Apartments aufgegriffen, um Bad und Toilette im Eingangsbereich klar vom Schlafbereich zu trennen. Entsprechend dem unprätentiösen Charakter des rückgebauten Bestands sind einzelne Rohre über die verputzten Wände gelegt. Im Neubau hingegen kam ein anderes Konzept zum Tragen: Hier sind die Zimmer kreisförmig in einer Bewegungsrichtung vom Eingang zur Fassade und einem dort platzierten, offenen Bad erschlossen. Die grossen Fensterflächen der Zimmer, in deren Zentrum das Bett steht, sind fast bodentief und lassen den Blick auf die Rückseite des Vorderhauses schweifen, wo das Licht in den Aluminiumfenstern reflektiert. Die gesamte Technik ist in die Betondecke und -wände eingelassen, deren Oberfläche fast schmeichelnd wirkt. Nur die Stirnwand am Bett ist aus geölter Eiche – eine Ergänzung, der den Gästen schon aus anderen Bereichen des Hotels bekannt ist.....

 

Text: Sandra Hofmeister

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Dr. Sandra Hofmeister

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