Auf dem Super-Highway radeln

Kopenhagen baut Schnelltrassen für Pendler, die auf dem Weg zur Arbeit, Schule oder Uni in die Pedale treten. Im Oktober wird die erste Rad-Autobahn für freigegeben.

Rushhour auf der Nørrebrogade. Dicht an dicht gleiten hunderte von Radfahrern fast lautlos stadtauswärts, dem Feierabend entgegen. Manche haben ihre Aktentaschen auf dem Rücken geschultert, andere treten auf Cargo Bikes in die Pedale. In den großen Holzkisten vor ihrem Lenker haben sich Kinder mit bunten Skater-Helmen eingerichtet.Kopenhagen ist eine Fahrradstadt. Sich auf zwei Rädern mit eigener Körperkraft durch die Stadt zu bewegen, zählt zum urbanen Lebensgefühl der skandinavischen Metropole. Etwa 37% aller Bewohner radeln täglich zu ihrem Arbeits- oder Ausbildungsplatz.

Grüne Welle für das Fahrrad
Schon heute wird der motorisierte Verkehr auf manchen Straßen zum Nebenschauplatz angesichts der Überzahl an Radfahrern. Die Radspuren sind manchmal breiter als die PKW-Fahrbahnen, das Ampelsystem ist auf einigen Routen auf die Durchschnittsgeschwindigkeit der Radfahrer ausgerichtet. Wenn es die Sicherheit verlangt, ist das Niveau der Radspuren vom Gehsteig und der Fahrbahn abgesetzt und auf großen Kreuzungen markieren breite blaue Streifen die Vorfahrt.
„Der moderne Mensch will keine Zeit im Stau verlieren", weiß Fank Jensen. Zu den ambitionierten Zielen des Kopenhagener Oberbürgermeisters zählt auch, dass ab 2015 jeder zweite Kopenhagener zum Radnutzer im Alltag werden soll. In der Entwicklung des urbanen Netzwerkes räumt die Stadtverwaltung den Radlern deshalb Vorrang beim Ausbau der Infrastruktur ein. Das dichte Radwegenetz von Kopenhagen wird Jahr für Jahr erweitert und sorgsam gepflegt. Zusätzliche Fahrradparkplätze werden angelegt, die Sicherheit der Fahrradtrassen permanent verbessert. Regelmäßige Verkehrsevaluationen der Stadt zeigen bereits den Erfolg all dieser Maßnahmen, die nun noch um einen entscheidenden Aspekt ergänzt werden: Mit Super-Highways für Radfahrer sollen auch die umliegenden Gemeinden und Vororte im Umkreis von 20 Kilometern besser mit dem Zentrum verbunden und mehr Pendler zum Umsteigen auf das Rad gelockt werden.

Schnelltrassen für Pendler
„Unser Ansatz ist sehr realistisch und pragmatisch zugleich“, sagt Peter Jantzen vom „Cyelsuperstier“-Büro der Stadtverwaltung. Hier werden die Konzepte für die Super-Highways geschmiedet, Pläne für Pendlerströme auf dem Rad erarbeitet, mögliche Trassen nach demographischen Aspekten und urbanen Richtlinien erkundet sowie die Pläne zwischen den beteiligten Kommunen koordiniert. Insgesamt 18 Gemeinden wollen sich neben der dänischen Hauptstadtregion am Projekt der Super-Highways beteiligen. Kopenhagen übernimmt dabei die Koordinatorenrolle und wird diesen Herbst den erste Super-Highway eröffnen, die Albertslund-Route. Auf einer Strecke von 14 Kilometern wird sie den Vorort Albertslund im Westen mit dem Zentrum der Stadt verbinden. Nicht alle Streckenabschnitte werden dabei neu gebaut. „Oft fehlen Unterführungen und Teilabschnitte, manchmal müssen die Radwege verbreitert und erneuert werden“, erklärt Peter Jantzen. Das Ziel ist, Radfahrern auf längeren Strecken besondere Vorteile einzuräumen. Wenige Ampeln und besonderer Asphalt machen die neuen Trassen zu komfortablen Highways für Pendler, die längere Strecken im Alltag zurücklegen. Wartungsstationen mit Luftpumpen sind in regelmäßigen Abschnitten entlang der Highways geplant. Die Ampelschaltung wird weitgehend als grüne Welle für Radler ausgerichtet. Selbst ein eigenes Leitsystem mit Logo wurde bereits entwickelt. Ab Herbst wird es eine neue Ära in der Verkehrsplanung einläuten. Neben den gängigen Schildern für Autobahnen, S-Bahnen oder dem Kopenhagener Metro-Logo werden dann die orangefarbenen „C“-Signets für den „Cycelsuperstier“, den Super-Highway für Radfahrer, in das Stadtbild Einzug halten und die Schnelltrassen vom übrigen Verkehrssystem abgrenzen. Insgesamt 26 Highway-Routen mit insgesamt 300 Kilometern sind in der Region um Kopenhagen geplant. Ihr Nutzungspotenzial liegt bei täglich 52.000 Pendlern, was einer Reduktion des Co2-Ausstoß um 6.074 Tonnen pro Jahr entspricht.

Wind und Wetter zum Trotz
„Wir sind erst am Anfang“, meint Peter Jantzen und erläutert das Budget für das Projekt. Es kommt zu Teilen von den Kommunen, den Regionen und wird zusätzlich staatlich subventioniert. An Ideen zur Erweiterung des Systems mangelt es nicht: So könnte beispielsweise eine elektronische Anzeige auch auf langen Strecken die Geschwindigkeit für die grüne Welle anzeigen, erläutert Peter Jantzen. Außerdem könnten Ringtrassen die strahlenförmig nach Kopenhagen laufenden Highways ergänzen und das Radstreckennetz in der Peripherie ausbauen.
Die Kopenhagener Stadtverwaltung ist sich sicher, dass das Fahrrad auch für Pendler auf Strecken bis zu 20 Kilometern eine Alternative zum Auto und zum Nahverkehrssystem darstellt. Deshalb bleibt der größte Feind des Highway-Projekts für Radfahrer in Dänemark nicht das Auto, sondern das Wetter. Nicht nur aus Gesichtspunkten der Planung werden die Trassen rund um Kopenhagen entlang der Schnellbahnentrassen verlaufen, die das Zentrum von Kopenhagen mit den Vororten verbinden. Bei Sturm und Regen können Highway-Radler so auch spontan noch auf den Zug umsteigen.

text: Sandra Hofmeister

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