Licht im Museum

Lightopia oder Wie das Licht die Ausstellungwelt erobert

Licht und Schatten bilden das Fundament für die optische Wahrnehmung. Wie aber lässt sich ihre Bedeutung im musealen Kontext vermitteln? Jolanthe Kugler ist Kuratorin der Ausstellung „Lightopia“ im Vitra Design Museum. Vor der Eröffnung der Schau am 28. September diskutiert sie Fragen der Vermittlung von Licht und seiner Strahlkraft im musealen Kontext.

DOMUS Licht ist zu einem beliebten Ausstellungsthema geworden. Woran liegt das?

JOLANTHE KUGLER Ich glaube, in den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein der Menschen hinsichtlich Fragen der Wahrnehmung stark verändert. Wir sind deutlich sensibler und kritischer geworden. Das ist einer der Gründe, weshalb Licht plötzlich zu einem eigenen Ausstellungsthema wurde, auch wenn es das vorher im klassischen Kanon eigentlich nicht gegeben hat.

DOMUS Warum findet Licht im Museum so viel Anklang bei Besuchern?

JK Um uns herum hat sich die Welt aufgelöst. Raum und Zeit haben keine Bedeutung mehr, wir sind heute gleichzeitig überall, so wie verlinkte und verknüpfte Bilder weltweit abrufbar sind. Im Zuge dieser Entwicklung ist die Sehnsucht nach direkten, konkreten Erfahrungen gewachsen, die nicht medial festgehalten werden können. Die physische Präsenz ist insofern ein Gegenpol zur
Digitalisierung und übt eine ungeheure Faszination auf Menschen aus. Über drei Millionen Besucher haben sich vor zehn Jahren stundenlang im Sonnenlicht von Olafur Eliassons „The Weather Project“ in der Turbinenhalle der Tate Modern gebadet. Das hat etwas Selbstreflexives und einen Effekt, der über ein kurzes Staunen durchaus hinausgehen.

DOMUS: Welche Schwerpunkte setzt du als Kuratorin?

JK Ursprünglich sind wir von unserer großen Sammlung an Leuchten aus den letzten 100 Jahren ausgegangen. Es sind über 1.000 Stu?ck, bis auf einige wenige Exemplare haben wir sie noch nie in ihrer Gesamtheit ausgestellt. Als wir uns dann aber näher mit Licht beschäftigt haben, wurde uns schnell klar, dass es nur bedingt Sinn macht, sich auf das Design von Leuchten zu beschränken. Schließlich entsteht heute so viel Neues, was das klassische Leuchtendesign infrage stellt! Also haben wir in knapp eineinhalb Jahren Recherche vier systematische Themenbereiche festgelegt. Sie beschäftigen sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Licht, mit Ikonen des klassischen Leuchtendesigns, mit Licht, Bewegung und Farbe sowie ihrer Zusammenführung in verschiedenen Rauminszenierungen . Zuletzt werfen wir Fragen zukünftiger Entwicklungen auf.

DOMUS Das klingt nach einem groß angelegten Rundumschlag. Wo steigt man angesichts dieser Themenfülle ein?

JK Um dem aktuellen Paradigmenwechsel in der Welt des Lichts gerecht zu werden, ist es notwendig, weiter auszuholen. Dazu braucht es eine kulturgeschichtliche Einbettung der Bedeutung von und der Gestaltung mit Licht. Vollständigkeit können wir dabei natürlich nicht garantieren. Die Ausstellung will einerseits zeigen, wie Lichtdesign die Lebensräume der Moderne geprägt hat und untersucht andererseits, welche Auswirkungen der aktuelle Wandel, den die neuen Technologien mit sich bringen, auf die Wahrnehmung und die Gestaltung unserer Umwelt hat. Der erste Teil widmet sich der gesellschaftlichen Bedeutung von Licht, seinem Einfluss auf unseren Alltag und den damit verknüpften Problemen.

DOMUS Welches sind die Kernpunkte dieser gesellschaftlichen Bedeutung?

JK 1,6 Milliarden Menschen leben auch heute noch im Dunkeln und haben keinen Zugang zu Strom. Doch in den Industrienationen gibt es eine Fülle von Licht, das unseren Alltag beeinflusst. Wir sind durch und durch von Licht durchdrungen. Damit meine ich nicht nur die Beleuchtung – wir kommunizieren, speichern und operieren mit Licht. Hinter all den Hochpräzisionsmaschinen, die wir dazu einsetzen, stehen Lichttechnologien wie etwa Glasfaserkabel oder Laser. Es ist also sehr viel Licht auch unbewusst, nicht sichtbar vorhanden.

DOMUS Welche Rolle spielt die Technologie?

JK Mit Blick auf die letzten 100 Jahre gab es drei oder vier wichtige technologische Schübe. Erst kamen die Glühbirnen, dann die Neonröhren, später die Fluoreszenzröhren sowie die Halogen- und Niedervolttechnik. Im Schnitt gab es alle 30 Jahre etwas Neues, doch keine dieser Technologien hat die andere abgelöst. Sie existieren alle nebeneinander und finden in unterschiedlichen Bereichen Anwendung. Die Glühbirne im privaten Wohnraum, Entladungslampen in der Industrie, im öffentlichen Raum, in Büros, Halogentechnik in der Automobilindustrie aber ebenso in Schreibtischleuchten und vieles mehr.
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Interview: Sandra Hofmeister

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