Basler Läckerli
 

 Wohnhaus in Basel von Buchner Bründler Architekten

Die Verdichtung des Stadtraums zugunsten hoher urbaner Wohnqualität führt oft zum Abriss alter Bausubstanz. Die Basler Architekten Buchner Bründler hingegen machen vor, dass herausragende Wohnqualität auch in einem Haus aus den 30er Jahren möglich ist. Ihr Umbaukonzept für die Sevogelstrasse 5 in Basel greift räumliche und historische Themen auf, um sie zu interpretieren und weiter zu entwickeln.

Der dunkle, lebkuchenartige Teig des Traditionsgebäcks ist mit hellem Zuckerguss übergossen. Basler Läckerli sind eine kulinarische Spezialität, die auf das 14. Jahrhundert zurück geht. Und in der Tradition der Basler Läckerli zeigt sich auch die Straßenfassade des Wohnhauses in der Sevogelstrasse 5: ganz in dunkle Lebkuchenfarbe gehüllt; die hellen Fensterrahmen setzen sich von dieser Farbe ab wie die Glasur auf braunem Grund. Die Straßenseite des großen Attikahauses aus den 30er Jahren reiht sich selbstbewusst in das historische Durcheinander aus Gründerzeit- und 50er-Jahre-Gebäuden im noblen linksrheinischen Wohnviertel zwischen Aeschenplatz und St. Alban Tor ein. Der ungewöhnlich dunkle Anstrich wurde als einer von mehreren Vorschlägen von der Stadtbaukommission ausgewählt und genehmigt. Bis auf die neuen Dachgauben ist von der Straße aus nicht erkennbar, dass das Mittelrisalitgebäude mit seinen zeittypisch quer liegenden Fenstern umfassend umgebaut wurde. „Wir haben erhalten, was möglich war“, sagen die Architekten Daniel Buchner und Andreas Bründler. Auch die alte Eingangstür aus Stahl und ihre ver- chromte Türklinke sind original geblieben.

Polygonale Terrassen
Zeigt sich das Wohnhaus zur Straße weitgehend als saniertes historisches Gebäude, so wartet die Rückseite im grünen Hinterhof mit einer Überraschung auf: Um die Qualität der insgesamt acht Wohnungen zu steigern, wurde die Hoffassade abgetragen und durch eine weitgehend verglaste Hülle ersetzt. Polygonale Plattformen, als Betonkonstruktionen an die Fas- sade gerückt, bilden in allen Stockwerken tiefe, überdachte Terrassen mit Glasbrüstungen. Ein seitlicher Filter aus Holz- lamellen, die zu eleganten filigranen Wellenbewegungen gefräst wurden, zieht sich vom Erdgeschoss bis zum Dach.
Er bietet die nötige Intimität, damit sich der Wohnraum nach außen stülpen und zusätzliche Westorientierung erhalten kann. Streckt das Holzgitter als übergreifendes, zusammenhaltendes Element die Fassade optisch, so wirkt es aufgrund seines grauen Anstrichs gleichzeitig entmaterialisiert.
Ein ideales Gegenüber für das alte Kutscherhaus aus dem 19. Jahrhundert, das den Hinterhof an der rückseitigen Grundstücksgrenze abschließt. Über der Sockelzone des Gebäudes – Jurakalk und verputztem Mauerwerk, hinter dem sich mehrere Wohnateliers befinden – erhebt sich ein gläsernes erstes Stockwerk. Buchner Bründler nutzten die Holzständer der zurückgebauten ursprünglichen Pfosten-Riegel-Konstruktion des Kutscherhauses, um die großzügige Loftwohnung im ersten Stockwerk mit einer vorgehängten, geschosshohen Glasfassade auszustatten. Mit seiner leicht auskragenden erglasung fügt sich das umgebaute Hofgebäude in ein Ensemble, das die Architekten als gelungenen Dialog zwischen alt und neu konzipierten. Denn vor die Glasflächen des Lofts sind ähnlich wie am Vorderhaus Holzlamellen angebracht. Diesmal allerdings als vereinzelte Gliederungselemente, die anders als bei ihrem Gegenüber nach außen glatt und zur Hausseite wellenförmig gefräst sind.

Fließende Räume
Für die Innenräume der jeweils etwa 190 m2 großen Wohnun- gen und der beiden neuen Dachwohnungen in der Sevogel- strasse 5 birgt die helle Hoffassade enorme Qualitäten. Wahrend die straßenseitigen Wohnräume in ihrer Struktur nicht verändert wurden, ist das hofseitige Wirrwarr aus den ehemals kleinen und dunklen Zimmern für die Bediensteten zugunsten eines offenen Grundrisses mit fließenden Räumen aufgebrochen. Beim Eintritt in die lichtdurchfluteten Wohnungen fällt der Blick durch die Fenster zur Straße und gleichzeitig zur Terrasse auf der Hofseite, der grünen Lunge des Hauses. Glasschiebetüren verzahnen Innen- und Außenraum zu einer durchgängigen Wohneinheit. Der geölte Eichenboden wurde sorgfältig schallgedämmt und setzt sich auf dem Balkon als Eichenbeplankung fort. Von den Zimmern an der Straßenseite bis zu den Schlafraämen, die über einen Korridor mit eingebauten Kleiderschränken an den offenen Wohnbereich anschließen, ist der grüne Hof des Hauses erlebbar. Ein Raum gliedernder und kaum wahrnehmbarer Einbau aus matt geölten MDF-Flächen, die sich als Wand- elemente öffnen lassen, birgt einen fensterlosen Abstellraum, ohne das Licht im Wohnbereich zu nehmen. Seitlich vor der Terrasse schiebt sich ein eleganter, weißer lackierter Küchenblock in den Raum. Maßgeschneidert und mit selbst entworfenen Edelstahlgriffen ausgestattet, die letztlich auch am preisgünstigsten waren, wie der Projektarchitekt Stefan Oehy meint, ist der helle Platz zum Kochen natürlich viel mehr als nur eine Küche. Ein großzügiger, heller und urbaner Wohnraum. Mitten in Basel und mitten im Grünen.

Text: Sandra Hofmeister
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Dr. Sandra Hofmeister

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